19 Oktober 2006

Oneloa - Big Beach

Waikiki, der alte Versammlungsort der Hawaiianischen Häuptlinge, hat relativ flache, lange Wellen, die sich weit vor dem Strand brechen und auf denen man über hunderte Meter an den Strand surfen kann. Surfen war hier früher ein Sport der Könige, die auf unglaublich großen Holzbrettern (etwa 6 Meter lang und 70 Kg schwer) auf den Wellen ritten. In Waikiki sieht surfen majestätisch aus - aber irgendwie auch langweilig.
Klare Ansage: Einzelne Wassertropfen, die gemeinsam unterwegs sind
Hier auf Maui ist alles etwas bodenständiger. Die Welle klatscht an einigen Stellen mit unglaublicher Wucht an den Strand. Nicht schön, aber eine klare Ansage. So auch am Oneloa-Strand, der hier Big Beach genannt wird. Wir nähern uns der Küste und hören es schon: ein unglaublich satter Sound kündigt das Spektakel an. Die Welle bricht unmittelbar vor dem Strand. Kurz dahinter ist die See wieder relativ ruhig, so dass man dort gut schwimmen kann. Es ist nur ein schmaler Streifen, durch den man durch muss. Geht man im falschen Moment ins Wasser, kann es sein, dass sich eine meterhohe Wasserwand vor einem aufbaut, die sich wirbelnd bricht. Dann hilft nur noch: Hindurchtauchen. Einige Liebhaber deftigerer Genüsse tun das hier mit ausgesprochener Hingabe wieder und wieder.
Auch einige Surfer gibt es. Allerdings ist Surfen hier keine majestätische Angelegenheit, sondern eher so wie Kicken mit einer Blechdose auf dem Schulhof. Die Jungs (Mädchen sehe ich heute keine) warten, bis die Welle abfließt, rennen dann mit ihrem Gerät, das möglichst kein hochwertiges Surfboard sein sollte, vom Strand aus ins Meer. Etwas weiter unten, wo der Sand noch von einem dünnen Wasserfilm bedeckt ist und gut gleitet, wird das Brett fallen gelassen und man springt rauf. Auf einem Gemisch aus Sand und Wasser gleitet man ins Meer, der nächsten Welle entgegen. Die macht dann irgendetwas mit einem - je nachdem wie groß sie wird. Entweder sie katapultiert den Surfer in die Luft, wobei sich die Gelegenheit zu eindrucksvollen Sprüngen ergibt. Oder der Surfer fährt an ihrer Vorderseite einen 180-Grad Turn und lässt sich wieder zurück ans Ufer tragen. Oder die Welle verschluckt den Surfer und lässt ihn - wenn alles gut geht - an ihrer Rückseite wieder an die Wasseroberfläche.
Ein Bursche hat das heute so lange gemacht, bis sein Brett durch eine ruppige Berührung mit dem feinen Sand kaputt ging. Er stopfte es ordentlich in eine bereit stehende Mülltonne und hatte anschließend auch ohne Board noch schwimmend seinen Spaß in den Wellen. Surfen ist hier also eher ein proletarischer, kraftvoller Sport ohne großen Glanz.
Birgit am Strand
Wir schauen uns das Spektakel eine Weile an und wagen dann auch den Sprung in die Fluten. Boards haben wir nicht dabei, nur Flossen und Schnorchel. Wir wollen die Ausrüstung aber nicht riskieren und stellen uns den Gewalten mit nichts als unserer Badebekleidung am Leib.
Einschub - Euer Ehren: In einer Nebenbucht am Big Beach entdecke ich etwas, was in den USA eine Besonderheit ist: man badet nackicht! Ganz nackicht, mit nix an. Glückliches Maui - also hat die Hippie-Welle doch noch Nachwirkungen.
Zurück zur Gegenwart: Wir kommen ganz gut rein ins Wasser. Es ist ein unglaublicher Spaß, in diesen Wellen zu baden. Anders als auf den Kanaren etwa, wo die Wellen auch hoch sind, sind sie hier viel länger. Nichts kabbelt aufgeregt herum. Du siehst die Welle schon hundert Meter weiter draußen und weißt: Das wird ein Klopper. Dann kommt sie kommentarlos auf Dich zu und macht ihren Job. Prima Einstellung.
Überschwemmte Straße in Kihei
Heute haben wir neben Wellen aber auch nasse Sonnenstrahlen kennengelernt (so nennt man hier Regen). Sie waren unglaublich warm, aber auch reichhaltig. Im Inneren der Insel müssen diese Strahlen sehr intensiv nieder gegangen sein, denn kleine Flussbetten sind plötzlich übervoll damit. Auch Straßen sind überflutet und einen Ausflug nach Lahaina müssen wir deshalb abbrechen. Hausdächer und Kanalisation sind für feuchte Sonnenstrahlen nur unzureichend ausgelegt. Vielleicht sollte man sie mit einem höheren Lichtschutzfaktor einreiben. Auch morgen und übermorgen ist noch Regenwetter angesagt. Ich hoffe, dass sich hier nicht die nächste Naturkatastrophe anbahnt.

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