21 August 2014

Inside-Passage südwärts


Nach zwei Tagen in Prince Rupert fahren wir heute wieder zurück in Richtung Süden. Schon um 5:30 Uhr sollen wir am Hafen sein. Die „Northern Expedition“ setzt sich fahrplanmäßig um 7:31 Uhr in Bewegung. Ganze zwei Stunden vorher müssen die Passagiere am Pier stehen – wollen sie nicht riskieren, dass ihre Reservierung entfällt. Dennoch ist die Stimmung gut am Hafen. Der Mann im Abfertigungshäuschen sieht sich unsere Papiere an und ruft aus: „Oh, a doctor! A doctor in what?“ Er hat bereits die Erfahrung gemacht, dass die Leute aus Deutschland in allen möglichen Fächern ihren Doktor machen und will es von Birgit nun genau wissen.
Anschließend verrät er uns, dass sein Sohn auch ein Doktor ist – in Jura. Dennoch würde er ihn nie mit Titel anreden. Ich stelle klar, dass ich das bei Birgit im Normalfall auch nicht tue. Wir lachen und er gibt uns unsere Bordkarten.
Als die Fähre ablegt, liegt noch dichter Nebel über dem Meer. Der Kapitän lässt alle zwei Minuten das Schiffshorn betätigen. Die Berge werfen ein Echo zurück. Dennoch bemerkt der Steuermann eines kleinen Kutters die große Fähre erst, nachdem diese exclusiv für ihn fünfmal hintereinander lange hupt. Der Kapitän verlangsamt sogar sicherheitshalber die Geschwindigkeit. Sehr spät endlich zieht der Steuermann des Kutters energisch das Ruder herum und fährt eine 180-Grad-Wende.
Kaum sind wir im Grenville Channel, lichtet sich der Nebel langsam. Nur um die Inseln herum halten sich die Schwaden länger. Ein sonniger Tag beginnt. Wir haben für die Rückfahrt Sitze in der Aurora-Lounge reserviert. An der Rezeption bekommen wir dann Platzkarten für die zweite Reihe. Die Sicht von dort ist gut, die Sitze sind sehr bequem und wir können unsere Sachen dort noch unbekümmerter herum liegen lassen als auf der Hinfahrt. Die Lounge hat eine Zugangssicherung mittels Magnetkarte. Allerdings reisen hier auch nur Touristen. Die Einheimischen sparen sich die 35 Dollar und legen sich lieber mit bunten Decken in den Foyers auf den Boden auf eine Bank.
Ich bin die meiste Zeit an Deck. Denn trotz der guten Panoramasicht in der Lounge ist die Luft dort viel schlechter als draußen. Dennoch kann ich die Lounge allen empfehlen, die die Fahrt vollkommen streßfrei genießen wollen: Kein anderer Raum an Bord (außer die Kabinen der Offiziere) bietet einen ungehinderten Blick nach vorne. Es werden Wasser und einfache Snacks gereicht und die Stühle haben bequeme Fußstützen und die Lehnen lassen sich weit nach hinten stellen.
Die Fähre ist leerer als auf der Hinfahrt. Viele Plätze im Autodeck bleiben zunächst leer. Als der Kapitän nach etwa zwei Stunden Fahrt das Autodeck öffnen lässt, damit die Leute eventuell benötigte Sachen aus den Fahrzeugen holen können, nutzen Hundebesitzer die freie Fläche, um mit ihren Lieblingen „Gassi“ zu gehen. Allerdings steigen in Bella Bella diesmal viele einheimische Passagiere zu und es warten auch jede Menge Autos am Hafen. Eine Reservierung ist bei der Inside-Passage also in jedem Fall angesagt.

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