Nach zwei Tagen in Prince Rupert fahren wir heute wieder zurück in Richtung Süden. Schon um 5:30 Uhr sollen wir am Hafen sein. Die „Northern Expedition“ setzt sich fahrplanmäßig um 7:31 Uhr in Bewegung. Ganze zwei Stunden vorher müssen die Passagiere am Pier stehen – wollen sie nicht riskieren, dass ihre Reservierung entfällt. Dennoch ist die Stimmung gut am Hafen. Der Mann im Abfertigungshäuschen sieht sich unsere Papiere an und ruft aus: „Oh, a doctor! A doctor in what?“ Er hat bereits die Erfahrung gemacht, dass die Leute aus Deutschland in allen möglichen Fächern ihren Doktor machen und will es von Birgit nun genau wissen.
Anschließend verrät er uns, dass sein
Sohn auch ein Doktor ist – in Jura. Dennoch würde er ihn nie mit
Titel anreden. Ich stelle klar, dass ich das bei Birgit im Normalfall
auch nicht tue. Wir lachen und er gibt uns unsere Bordkarten.
Als die Fähre ablegt, liegt noch
dichter Nebel über dem Meer. Der Kapitän lässt alle zwei Minuten
das Schiffshorn betätigen. Die Berge werfen ein Echo zurück.
Dennoch bemerkt der Steuermann eines kleinen Kutters die große Fähre
erst, nachdem diese exclusiv für ihn fünfmal hintereinander lange hupt. Der Kapitän
verlangsamt sogar sicherheitshalber die Geschwindigkeit. Sehr spät
endlich zieht der Steuermann des Kutters energisch das Ruder herum
und fährt eine 180-Grad-Wende.
Kaum sind wir im Grenville Channel,
lichtet sich der Nebel langsam. Nur um die Inseln herum halten sich
die Schwaden länger. Ein sonniger Tag beginnt. Wir haben für die
Rückfahrt Sitze in der Aurora-Lounge reserviert. An der Rezeption
bekommen wir dann Platzkarten für die zweite Reihe. Die Sicht von
dort ist gut, die Sitze sind sehr bequem und wir können unsere
Sachen dort noch unbekümmerter herum liegen lassen als auf der
Hinfahrt. Die Lounge hat eine Zugangssicherung mittels Magnetkarte.
Allerdings reisen hier auch nur Touristen. Die Einheimischen sparen
sich die 35 Dollar und legen sich lieber mit bunten Decken in den
Foyers auf den Boden auf eine Bank.
Ich bin die meiste Zeit an Deck. Denn
trotz der guten Panoramasicht in der Lounge ist die Luft dort viel
schlechter als draußen. Dennoch kann ich die Lounge allen empfehlen,
die die Fahrt vollkommen streßfrei genießen wollen: Kein anderer
Raum an Bord (außer die Kabinen der Offiziere) bietet einen
ungehinderten Blick nach vorne. Es werden Wasser und einfache Snacks
gereicht und die Stühle haben bequeme Fußstützen und die Lehnen
lassen sich weit nach hinten stellen.
Die Fähre ist leerer als auf der
Hinfahrt. Viele Plätze im Autodeck bleiben zunächst leer. Als der
Kapitän nach etwa zwei Stunden Fahrt das Autodeck öffnen lässt,
damit die Leute eventuell benötigte Sachen aus den Fahrzeugen holen
können, nutzen Hundebesitzer die freie Fläche, um mit ihren
Lieblingen „Gassi“ zu gehen. Allerdings steigen in Bella Bella
diesmal viele einheimische Passagiere zu und es warten auch jede
Menge Autos am Hafen. Eine Reservierung ist bei der Inside-Passage
also in jedem Fall angesagt.
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