27 August 2013

Split

Split ist eine Stadt an der dalmatischen Küste, über die es in unserem Reiseführer heisst, sie gleiche "einem großen Freilichtmuseum" ("Kroatische Inseln und Küstenstädte" vom Lore Marr-Bieger, Michael Müller Verlag, Erlangen, 2009). Das ist - wie viele Beschreibungen in Reiseführern - nicht ganz falsch.

"Freilichtmuseum": Die wahre Bedeutung des Wortes erfährt, wer den Glockenturm hinaufklettert. Die olle Treppe ist ganz  schön luftig und zum Teil sehr steil. Einige Touris bekamen Höhenangst.

Und dennoch: Wer in dieses Freilichtmuseum hinein will und über keinen Hubschrauber oder ein Schiff verfügt, der sieht zuerst einmal all die Zumutungen - Hochhaussiedlungen, Industriebrachen, Baumärkte, Stadtautobahnen -, die moderne Städte in ihrer Peripherie nun einmal so bereit halten. Schließlich ist Split die zweitgrößte Stadt Kroatiens.
Der Palast (hier das östliche "Silberbe Tor") ist nicht nur belebt, sondern auch bewohnt. Innerhalb der alten Palastmauer entstand im Laufe der Jahrhunderte eine Stadt mit Wohnhäusern, in denen heute noch Menschen leben.

Und zweitens könnte man kritisch anmerken, dass das "Freilichtmuseum" letztlich die mittlerweile 1700 Jahre alte Geschäftsidee eines einzigen Inverstors ist, auf der sich die Stadt heute noch ausruht: Der römische Kaiser Diokletian benötigte einen Alterssitz, als er in die Tage kam. Da ließ er in der Nähe seines Heimatorts einen Palast direkt am Meer errichten.
Überall die gleiche Geschäftsidee - aber dafür gut gemacht: Olle Steine in Split; hier: Eingangsprotal des Jupiter-Tempels, später umfirmiert in "Taufkapelle des Johannes"
Diese Anlage auf nahezu quadratischem Grundriss mit etwa 200 Metern Kantenlänge bildet bis heute den wesentlichen Teil der Altstadt von Split. Und die Architektur von damals funktioniert noch heute. In den alten Katakomben werden Souvenirs, Kunstgewerbe und Nippes verkauft; auf den Plätzen verdingen sich Straßenkünstler oder erzählen Stadtführer die ewig gleichen Geschichten; in jeder noch so kleinen Nische stehen Tische und Stühle von Restaurants und Imbissbuden.
Nippes: Alles, was irgendwie untergegangen ist, wird in den alten römischen Katakomben vermarktet. Selbst die Titanic darf hier nicht fehlen.

Trotzdem: Selbst die Vorstädte von Split sind nicht ganz so hässlich, wie in manchem Internetforum zu lesen ist. Und das Zeug in der Altstadt ist tatsächlich ganz schön alt.
Ob von unseren heutigen Altersheimen in 1700 Jahren noch etwas steht, ist zweifelhaft. Und falls ja: Würden unsere Nachfahren eine touristische Nachnutzung dafür in Betracht ziehen? Wohl eher nicht.
Selbst die Residenzen der Herrschenden - oder ehemals Herrschenden - sind heutzutage nicht recht herzeigbar: Das Eigenheim von Helmut Schmidt? Selbst wenn der dann immer noch drin wohnt, dürfte es schwer zu vermarkten sein. Wandlitz? Ist ja heute schon fast vergessen. Und auch das Haus von Christian Wulff, dessen fragfwürdeige Finanzierung ihn sein schönes Amt gekostet hat, ist mittlerweile verkauft - an eine Imbiss-Unternehmerin. Jede Zeit hat ihre Helden.
Kein Vergleich mit Wandlitz: Das hier sind Palastmauern!


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