16 März 2014

Pfüati

Das schöne Wetter der vergangenen Woche ist endgültig Geschichte. Der gestrige Sturm ist über Nacht dem Regen gewichen. Morgens fahre ich die Teilnehmerin zum Bahnhof in Saalfelden, deren Mutter gestorben ist. Es ist eine traurige Fahrt durch trübes Wetter.
Anschließend Frühstück im angenehmen Ambiente des Hotel Hintermoos. Dann beginnen die Skikurse. Ich habe diese Woche wieder eine Anfängergruppe – sechs Leute, drei Männer, drei Frauen, darunter zwei Chinesinnen.
Nora hat es schlimmer erwischt. Sie unterrichtet die leicht Fortgeschrittenen. Im Kurs ist eine Frau mittleren Alters, die schon seit der Vorbesprechung durch Fragen, Bedenken, Ängste auffällt. Gestern Abend hatte sie mich nach Voltaren gefragt. Ich war etwas verwundert, denn wegen des Sturms waren alle Lifte geschlossen und Skifahren unmöglich. Wobei hätte sie sich verletzt haben sollen? Es stellte sich heraus, dass sie das Zeug prophylaktisch haben wollte – für den Fall, dass ihr irgendwas weh tut.
Heute erzählte die Teilnehmerin unserer Skilehrerin Nora bei der ersten Liftfahrt, dass sie morgens vergessen hätte, ein zweites Paar Socken anzuziehen. Nun würden ihre Füße schon vor der ersten Abfahrt schrecklich in den Schuhen schlackern. Das Gespräch endete damit, dass die Frau in Tränen ausbrach. Später fuhr sie dann aber trotz der fehlenden Socken recht souverän die nassen Pisten herunter.
Als mir Nora die Geschichte erzählte, fragte ich mich, ob diese Frau wohl den Schmerz der Teilnehmerin nachvollziehen kann, deren Mutter gerade gestorben war?
Mit meinen Anfängern gehe ich an den Pistenauslauf der Abergbahn. Wir üben im angstfreien Gelände erste Abfahrten. Ich zeige den Leuten, wie mit dem Schneepflug gebremst wird, lasse sie aber ansonsten gleich auf der Kante erste Kurven fahren. Der Ritt über die Falllinie ist wegen des weichen Schnees relativ einfach und vier von den Leuten fahren schon recht schnell erste Kurven im Parallelschwung.
Eine der Chinesinnen tut sich allerdings schwer. Schon das Hochgrätschen bereitet ihr Schwierigkeiten und bei der Abfahrt pfeift sie regelmäßig ziemlich ab.
Kurz vor der Mittagspause fahren wir mit der Abergbahn hoch. Mit den drei Jungs mache ich eine erste längere Abfahrt. Die Frauen gehen in die Pause. Auf der Hütte freunden sich die Chinesinnen sogleich mit einer Gruppe älterer Österreicher an. Sie lernen, was Pfüati heißt – und die Österreicher verabschieden sich anschließend von ihnen auf Chinesisch. Auf dem Tisch bleiben mehrere leere Schnapsgläser zurück...

Keine Kommentare: