06 Februar 2007

Nachrichten aus dem Krisengebiet

Drei Tote innerhalb weniger Tage: Das ist nicht etwa die Bilanz des Kampfes gegen Bush, der mit Malstiften derzeit in unserem Aufenthaltsraum ausgetragen wird. Vielmehr finde ich diese Überschrift in der Südtiroler Tageszeitung "Dolomiten", die heute über die schweren Skiunfälle der letzten Woche berichtet. Innerhalb weniger Tage starben in Trentino-Südtirol drei Menschen nach Kollisionen:
Am letzten Mittwoch erlagen am Tonale-Pass zwei junge Männer (20 und 26 Jahre) ihren schweren Kopfverletzungen, die sie sich bei einer Kollision zugezogen hatten.
Am Freitag kollidierten ein 64 Jähriger Deutscher Urlauber und ein einheimischer Jugendlicher am Kronplatz bei Olang. Der Deutsche starb kurze Zeit später an schweren inneren Verletzungen, der Jugendliche wurde schwer verletzt.
Ein Bericht dazu erschien auch in einem Südtiroler Online-Portal
Claudio Zorzi, Präsident der Südtiroler Skilehrerkammer, nennt in einem "Dolomiten"-Interview drei Ursachen für die zunehmendef Zahl schwerer Unfälle:
1) Das mittlerweile sehr ausgereifte Material, das es auch schlechten Skifahrer/innen erlaubt, sehr schnell - und leider oft unkontrolliert - zu fahren.
2) Der Einsatz des harten und "aggressiven" Kunstschnees.
3) Die zunehmende Rücksichtslosigkeit unter den Schneesportler/innen.
Egal, wie man zu dieser Analyse steht: Die Zunahme schwerer Kopfverletzungen in den letzten Jahren wird auch durch Zahlen der Innsbrucker Uni-Klinik bestätigt.
Zwischen 2004 und 2005 stieg die Zahl der Patient/innen, die dort mit Kopfverletzungen eingeliefert wurden, um 33 Prozent. Bei knapp der Hälfte davon handelte es sich um schwere Kopfverletzungen. Diese Entwicklung verlief entgegen dem allgemeinen Trend: Insgesamt wurden 2005 etwa neun Prozent weniger Schneesport-Patient/innen eingeliefert als 2004.
Immer deutlicher stellt sich heraus: Der Helm ist ein wichtiges Ausrüstungsteil, das hilft, Risiken kalkulierbar zu machen: Ein Unfall, der ohne Helm zu leichten Verletzungen führen würde, geht mit Helm oft ohne Verletzung ab. Ein Unfall, der ohne Helm schwere Verletzungen oder den Tod zur Folge hätte, bleibt mit Helm möglicherweise überlebbar.
Unabhängig davon wird in Italien nun über die Einführung einer Pistenpolizei nach us-amerikanischem Vorbild diskutiert. Wie konsequent der italienische Staat selbst unpopuläre Maßnahmen umsetzt, die der Sicherheit im Sport dienen, beweist er derzeit im Fußball: Der Tod eines Polizisten, dem Hooligans am Rande eines Spiels in Catania einen Sprengkörper ins Gesicht geschleudert hatten, beschäftigt die Nation. Ab sofort finden dort, wo die Stadien nicht den aktuellsten Sicherheitsnormen entsprechen, wichtige Spiele der ersten Liga unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.
Der "Dolomiten"-Kommentator, ein Zyniker, sieht in der Einführung von Pistensheriffs gleich einen dopelten Nutzen: Die Beamten könnten nicht nur Geschwindigkeitskontrollen durchführen, sondern auch zu erwartende Konflikte um die letzten befahrbaren Schneereste schlichten.

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