07 Januar 2011

Die "neuen" Rocker-Ski


In diesem wenig beachteten Interview (346 Aufrufe bei Youtube) stellt der bereits im März 2009 tödlich verunglückte Freeski-Pionier Shane McConkey eine damalige Neuentwicklung aus der Freeride-Szene vor: den Rocker-Ski. So neu kann dieser also heute gar nicht mehr sein.

McConkey gilt als einer der Erfinder dieser nach oben aufgebogenen Ski, die ein leichteres Fahren im Tiefschnee - ohne Rückposition und Prellen - ermöglichen. Das Konstruktionsprinzip ist abgeleitet vom Surfen, auch bei Snowboards ist die "negative Vorspannung" länger bekannt. Interessant sind diese Ski in erster Linie für Athleten, die sich mit hoher Geschwindigkeit im Tiefschnee bewegen. Denn dabei sorgen sie für Auftrieb, der bisher nicht gekannte Manöver ermöglicht.

In abgeschwächter Form, als "Semi-Rocker", werden die "neuartigen" Ski nun auf den hart umkämpften Massenmarkt geworfen, der von starkem Preisdruck und einem weltweit noch stabilen Absatz von etwa 4,5 Millionen Paar Skiern geprägt ist (1,7 Mio. Snowboards). Zuletzt war die Carving-Welle abgeebbt, nachdem fast Jede/r damit ausgerüstet ist. Da die Deutschen sich nur etwa alle sechs bis acht Jahre neue Ski kaufen, ist der Markt gesättigt.
Die Semi-Rocker sollen der Industrie nun aus der drohenden Krise helfen. Einen Zuwachs um zehn Prozent erhofft man sich bei Völkl - und hat dennoch nur 40 neue Mitarbeiter/innen eingestellt.

Doch die Semi-Rocker dürften Puristen erschaudern lassen, denn die neuartigen Bretter sind im Gegensatz zur Idee McConkeys nur an den Spitzen leicht aufgebogen. So sollen sie annehmbare Fahreigenschaften auf der Piste behalten, eine Voraussetzung, damit sich so ein Ski überhaupt verkauft.
Insgesamt ist ein "schlampigeres" Fahren mit den neuen Skiiern möglich, das gibt selbst Atomic-Chef Schineis zu. Die Schwungeinleitung gelingt leichter. Die Ski verkanten nicht mehr so leicht. Allerdings laufen sie unruhiger und auf harten, eisigen Pisten sind sie schwerer beherrschbar.

Fast alle Hersteller haben mittlerweile Rocker im Programm. Bei Atomic liegt ihr Umsatz-Anteil im oberen Preissegment etwa bei einem Drittel. Der Verband Intersport beziffert den Anteil in Deutschland auf etwa 25 Prozent.
Was ändert sich für die Skifans? Schon in der nächsten Saison sollen die Carver nach dem Willen der Industrie zum Auslaufmodell geworden sein; die meisten Skifahrer/innen werden dann mit den Rockern vermutlich genau so herumeiern wie bisher mit den Carving-Ski oder wie noch früher mit den wenig taillierten langen Latten. Anfänger/innen dürften es etwas leichter haben - auch wenn die Ski zukünftig wieder 5-10 Zentimeter länger sein werden. Vielleicht bewegen sich noch mehr Leute im Tiefschnee. Doch ob sie dort mehr Spaß haben werden?

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