Ob Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen oder Brandenburg: Fast jedes Bundesland hat mittlerweile sein "Energieland" - und sei es nur als hippes Internetangebot oder Schlagwort im Regierungsprogramm (meist von der CDU). Google verzeichnet fast 40.000 Ergebnisse für diesen Begriff. Ab heute ist es Treffer mehr, denn es gilt Bericht abzustatten über eine Radtour durch das "Energieland Lausitz".
Die Zeit nach den Skireisen des TU-Sports ist die Zeit der Nachtreffen. Und da auf einer der Langlauffahrten eine veritable Landesvorsitzende eines bedeutenden Fahrradclubs dabei war, lag nichts näher, als ein "Nachtreffen" in Form einer Fahrradtour zu organisieren. Ziel war die Lausitz mit ihren aufgelassenen Tagebauen, die in einem langwierigen Prozess derzeit geflutet werden und einmal eine riesige zusammenhängende Seenplatte werden sollen.
Von Berlin aus bringt uns der Zug in 2:15´ Stunden bis Senftenberg, wo wir unsere gut 50 Kilometer lange Tour auf perfekt asphaltierten - und autofreien - Wirtschaftswegen rund um das Naturschutzprojekt Lausitzer Seenland beginnen.
Weiter geht es bis Sedlitz. Das schmucke Örtchen wirkt aufgeräumt - so als wäre es froh, nicht das Schicksal von Sorno und Rosendorf teilen zu müssen. Ein Gedenkstein erinnert an diese Dörfer, die von 1370 bis 1970 existierten und dann abgebaggert wurden - weil ihr Untergrund für gut zehn Jahre Kohle lieferte.
An einem Haus in Sedlitz sehe ich das sauber polierte Schild einer Unternehmensberatung. Also scheint es in der Region sogar Unternehmen zu geben, mit deren Beratung Geld verdient werden kann.
Am Ortsausgang steht ein weiterer Gedenkstein, der an eine abgebaggerte Siedlung erinnert. Die Flutung des Ilse-Sees, der hier zu sehen ist, ist noch nicht weit fortgeschritten. Sie soll bis 2018 andauern. Bis dahin bietet die Landschaft einen Anblick, der mich an den Vulkan Kilauea erinnert. Regelmäßige Leser/innen dieses Blogs erinnern sich sicherlich an den Eintrag vom 30. Oktober 2006, in dem ich meine damaligen Eindrücke zusammenfasste:
"...im Grunde sieht die Gegend aus wie bei uns der Braunkohletagebau in der Lausitz - kombiniert mit dem früheren Geruch in Bitterfeld. Nur die großen Bagger fehlen..."Als wir nun da stehen und Toto auch noch ein Furz Bitterfeldschen Ausmaßes entfährt, fühle ich mich ganz lebhaft an den Kilauea erinnert.
Wir schließen unsere Tour ab an den IBA-Terassen in Grossräschen. Das wirklich schöne Besucherzentrum bietet eine Ausstellung über die Projekte der Internationalen Bauausstellung Fürst-Pückler-Land.
Im Café gibt es überdimensionierte Tortenstücke zu Preisen um die zwei Euro und guten Kaffee für deutlich darunter.
So treten wir von Grossräschen also zufrieden die Rückfahrt an und sind am frühen Abend wieder in Berlin.
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