06 November 2008

Lärm


"Niemand hat die Absicht eine Mauer zu errichten" - Denn deren späterer Abriss ist mit Lärm verbunden!
Der Urlaub ist nach landläufiger Meinung dazu da, einmal richtig auszuspannen. Gestern wunderte sich ein Freund, warum wir in den Ferien unsere Mailboxen abrufen.
Ach, wenn er wüßte! Der Gang ins freundliche Internetcafé ist eigentlich nüscht gegen die anderen Zivilisationskrankheiten, die hier grassieren. Unser Hotel ist im – autofreien – Zentrum eines ehemaligen Fischerdörfchens gelegen. Gut, das Dörfchen ist jetzt eine Stadt; Aber das verwundert nicht, schließlich ist die Fischerei keine romantische Angelegeneheit mehr, sondern eine Industrie; Und seit das Meer so leergefischt ist, dass die modernen Fischer eine halbe Tonne Treibstoff verfahren müssen, um eine Tonne Fisch zu fangen, gibt es eben keine „kleinen Fischerdörfchen“ mehr.
Aber daran liegt es nicht, dass die Idylle getrübt ist. Es ist der Lärm, der allenthalben an den Nerven zehrt. Bereits am ersten Abend im Hotel erregte ein regelmässiges tiefes Stöhnen unsere Aufmerksamkeit. Bei näherer Betrachtung erwies sich der betagte Aufzug als Quelle des Geräuschs. Dabei haben wir noch Glück gehabt: Birgit hatte bei der Buchung als besonderen Wunsch ein ruhiges Zimmer angegeben. So sind wir immerhin in dem Trakt gelandet, der nicht dem Presslufthammerlärm aus einer angrenzenden Gasse ausgesetzt ist. Die Geschichte dazu ist übrigens lustig: In dem Bemühen, das Städtchen für die Touris aufzuhübschen, wollte man eine Reihe von Blumentrögen in die Gasse setzen. Diese sollten auf einer Betonmauer ruhen. Diese ward auch schnell hochgezogen. Leider zu hoch. Als Berliner fühle ich mich beim Anblick an frühere Mauerzeiten erinnert. Seit kolportierten zwei Wochen machen die schnellen Arbeiter nun die Erfahrung, dass Beton leichter gegossen als wieder weggehämmert ist.
Das ist nicht die einzige Baustelle. Die Plaza gegenüber ist ohne Frage schön. Nur bedarf sie der Pflege. Jeden Tag ist eine andere Kolonne da, die mit allerlei motorisiertem Werkzeug – vom Laubbläser bis zur Motorsäge – der Schönheit nachhilft.
An die Plaza grenzt eine Schule. Ich habe den Eindruck, die Kinder haben den ganzen Vormittag über Pause. Kreischend und johlend toben sie durch den Schulhof. Dazu kommt alle Viertelstunde Kirchengeläut. Selbst innen im Gotteshaus herrscht keineswegs heilige Stille: Als wir heute einen Besuch abstatteten, machte sich gerade ein Restaurator mit der Akkubohrmaschine an einem alten Altar zu schaffen. Das alles ist jedoch noch nichts gegen die allabendlich auflebende Konjunktur der Alleinunterhalter, die auf den zahlreichen Schankterassen ihrem Gewerbe nachgehen. Doch davon ein anderes Mal mehr...

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